Rollenspiele – Die perfekte Basis für fesselnde Geschichten

Spielerisches Erwecken von geilen Geschichten mit Hilfe von Rollenspielen … Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Ebenso, wenn er glaubt, ich lasse eine computeranimierte Figur über eine vorerstellte Welt laufen. Das kommt schon auch vor, wenn ich mal Zeit habe, aber ich meine etwas ganz anderes. Ich meine ein Rollenspiel, welches ganz allein durch die Ideen und Kreativität der „Spieler“ entsteht. „Ja! Pen & Paper!“, werden einige von euch rufen. Nein! Auch das nicht!
Anders.
Besser.

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Was gibt es Besseres als das Pc-Rollenspiel "The Witcher"?

Ganz einfach: Die Story mit Hilfe eines Rollenspiels selbst zu schreiben.

Am Anfang steht erst einmal das Entwerfen der Figuren. Der Gegend, wo sie sich aufhalten. Ihre Vergangenheit, ihre Ziele. Das Aussehen sollte festgelegt werden. Steht der „Char“, und ebenso der des „Mitspielers“, kann es los gehen. Man trifft sich in einem Chatraum und beginnt zu schreiben. So, wie man für einen Roman schreiben würde.

Natürlich muss die Gegend beschrieben werden, was der Charakter gerade macht oder denkt. Führe ich Geralt im PC-Rollenspiel mithilfe der Pfeiltaste nach oben durch die Straßen von Maribor, so muss ich das beim Rollenspiel in Worte kleiden. Natürlich auch die Gesten, den Gesichtsausdruck, wenn mein Charakter zum Beispiel über einen großen Stein stolpert, weil er gerade über die Schulter zurück sah.

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Moment! War da nicht was?

Erzählte ich nicht erst auf der Seite zuvor, dass ich mit dem Plotten nicht klar komme? Was ist mit der Entstehung der RS-Charaktere? Ist das nicht schon eine Art plotten?

Genau genommen … Ja.

Habe ich damit auch so Probleme? Nein.

Ich weiß, es klingt kurios. Aber es ist so. Kann ich innerhalb einer Stunde einen neuen Charakter erschaffen, wird das für den Roman oftmals ein Problem. Gut, die Charaktere sind einfacher zu entwickeln. Sie sind halt wie sie sind und reagieren dementsprechend im „Play“. Da ich aber nicht alleine in diesem Raum sitze (früher waren wir gut an die 10 Player), entsteht die Welt vor einem, während man schreibt. Die Ideen der anderen fließen mit ein, lassen einen leichter auf etwas reagieren oder etwas in diese Welt hinzufügen. Innerhalb weniger Stunden entsteht so ein „Teil aus einer Welt“, für die ich allein sicher Wochen bräuchte, wenn mir so viel überhaupt einfallen würde.

Bin ich deswegen faul eine Welt zu entwerfen? Nein. Es mangelt ja nicht am Willen. Es fällt mir nur viel leichter, etwas Kleines, Vorgegebenens zu einem Großen aufzublasen. Das kennt ihr sicher auch. Wenn jemand mitmacht, fällt es einem einfach leichter.

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Die unsichtbare Gefahr durch Rollenspiele für Autoren

Wie läuft das Ganze dann ab?

Nun, der Großteil der Begebenheiten steht, unsere Charaktere sind startbereit. Wie bringt man sie ins Spiel? Ich erwähnte ja schon, dass man alles aufschreibt. Ist man mit seiner Erläuterung fertig, ist es an den anderen, darauf zu reagieren und ihre Chars zu „bewegen“. Da im Chat am Anfang der Name des Charakters steht, kann man recht gut einordnen, was zu wem gehört. (Okaaaay … Das kann schon mal chaotisch werden, wenn 10 Leute gleichzeitig schreiben.) Früher schrieben wir die Aktionen, das Denken in * oder ~. Bei meinem aktuellen Rollenspiel halten wir es aber so, dass wir selbst das wie in einem Roman schreiben. Ein kleines Beispiel:

Charakter 1: *stößt die Tür zur Taverne auf, macht einen Schritt in den Raum. Lässt den Blick über die Anwesenden schweifen* Was schaut ihr so doof? *ranzt*

(So klingt das alles natürlich viel weicher:

Charakter 1: Nach kurzem Zögern entschied sich X doch, die Taverne zu betreten. Also drückte er die Klinke hart herunter, stieß die Tür auf und ließ sofort den Blick über die Anwesenden schweifen, deren Gesichter im Halbdunkel der Öllampen kaum zu erkennen waren. Aber eins erkannte er: Dass man ihn anstarrte. „Was glotzt ihr so doof?“, meinte er harsch, während er zielstrebig auf den Tresen zulief, hinter dem die Schankmaid mit dem Polieren des Bechers innegehalten hatte.)

Schankmaid: was darfs sein? *Eher leise fragt, den Becher schon zur Seite stellt. Inständig hoffte sie, dass dieser neue Gast keine Probleme machen würde*

(Schankmaid: Als der Fremde so zielstrebig auf den Tresen zumarschierte, wäre ihr beinahe der Becher aus der Hand gefallen. Sie konnte ihn gerade noch vor dem Absturz vom Tisch bewahren, wischte sich die Hände an der Schürze ab und versuchte, freundlich zu lächeln. Schließlich wurden hier alle Gäste gleich behandelt. Darauf legte der Wirt Wert! „Was kann ich für Euch tun?“, fragte sie eher heiser, bevor sie sich räusperte. Zu ihrem Unwohlsein beobachtete sie, wie sich der Gast, der ziemlich fertig aussah, auf einen der hohen Barhocker schob und sie mit einer erhobenen Braue ansah.)

Charakter 3: Gebt dem nichts! Der kann nicht zahlen! *plärrt aus dem hintersten Eck nach vorn*

(Charakter 3: „Gebt dem nichts! Er wird nicht zahlen!“, rief X mutig über die Tische hinweg in Richtung Tresen, was natürlich die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf den Neuankömmling zog. „Mich hat er auch übers Ohr gehauen! Erinnerst du dich an mein Pferd? Das hat er nun! Wobei, wie der aussieht, hat er es wohl schon längst gefressen!“ Ja, X war sauer. Noch immer. Dabei war es jetzt schon gut zwei Wochen her, dass dieser Fremde ihm das Pferd abgeluchst hatte. Okay, er hätte sich nicht auf dieses Spiel einlassen müssen. Aber die Aussicht auf den Beutel voller Münzen war zu verführerisch gewesen.)

Schankmaid: *sich anspannend überlegte sie fieberhaft, was sie tun sollte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hob der Fremde die Hand*

(Schankmaid: Wieder schwang die dunkle Stimme ihres Chefs durch ihren Kopf, der sie schon so oft ermahnt hatte, jeden gleich zu behandeln. Schließlich kamen die Leute hier her, um Geld da zu lassen. Und sollte jemand mal wirklich nicht zahlen können, sollte sie ihn rufen. Er würde das schon klären. Das ließ sie mit unsicherem Blick zu der Tür sehen, die in die Küche führte.)

 

Und so weiter und so fort. Ich denke ihr erkennt, worauf ich hinaus will. Natürlich ist so ein ausführliches Schreiben anstrengender, als wenn ich alles nur in Sternchen packe. Aber es ist auch eine sehr gute Übung. Gut, während dem Play legen wir nicht sooo viel Wert auf korrekte Satzstellungen usw. Aber wenn uns etwas auffällt, sagen wir das dem anderen und somit haben wir schon wieder was gelernt.

 

Wo liegt jetzt da die Gefahr, die ich angesprochen habe?

Der böse Perspektivwechsel.

Belebt er das Rollenspiel, ist er unter Autoren verpöhnt und wird mit dem Tode bestraft. Verständlich. Ich mag es gewohnt sein, dass die Charaktere hin und her springen, jeder seinen Senf dazu geben muss, weil er für die Geschichte ja so wichtig ist! Aber den Leser reißt das aus dem Lesefluss und schreckt ihn ab. Er verwirrt. Ja, oftmals auch uns Spieler. Vor allem, wenn wir (wie zur Zeit) vier Charaktere auf einmal spielen. Es klappt erstaunlich gut, zwischen ihnen hin und her zu springen und sogar was Gescheites zusammenzuschreiben. Aber wir geben uns auch die Zeit, die es braucht. Wir schreiben so schon genug.

Schwierig wirds dann natürlich, diese Linie nicht beizubehalten. Hauptsächlich war das Rumzappen zwischen den Protagonisten das, was mir anfangs immer das Genick gebrochen hat. Ich ertappe mich auch immer wieder mal, in das alte Muster zurückzufallen. Dann muss ich mich bremsen und mir gedanklich immer vorsagen, bei welchem Charakter ich jetzt bin, damit da bloß nichts passiert.

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Zwei Autoren, ein Rollenspiel, ein geiler Roman?

Wohl eher nicht. Leider. Also nicht, dass die Geschichte nicht erzählenswert wäre! Nein, ganz im Gegenteil! Und auch, wenn wir in „Buchform“ schreiben, wäre es nicht damit getan, ein Play an das andere zu setzen und das Ganze in den Druck zu schicken. Die würden uns eh fragen, ob wir einen Schatten haben. Meine Playpartnerin hat neulich mal alle Seiten, die wir in den knapp 2 Jahren geschrieben haben, zusammengefasst. Wären an die !!!! 2000 !!!! Seiten. Normale Seiten. KEINE Normseiten! Da könnt ihr euch vorstellen, was wir an einem Abend weghauen. Dabei spielen wir nur einmal die Woche. Ab und an kommts auch mal vor, dass wir ne Pause machen, weil uns das Reallife so fordert.
Aber einfach Seite 1 – 2000 wegzuschicken, damit isses halt nicht getan. Jeder Autor weiß: Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Das beliebte Überarbeiten. Ja aber ihr seid doch zu zweit!, werdet ihr jetzt sagen. Ja. Zwei wie Wasser und Feuer.

Perfektionist + Chaot = RPG

Wo meine Playpartnerin immer alles expizid auflistet, bin ich jemand, der schon mal Apfelbäume da hinstellt, wo es gar keine gibt. Also nicht in der Arktis, so weit kann selbst ich denken. Ich bin da halt eher: lassen wirs mal laufen und gucken, was es noch bringt, während mein Pendant schon jetzt weiß, welche Route unsere Charaktere in fünf Wochen gehen werden. Ja, da prallen zwei Welten aufeinander. Das macht die ganze Sache spannend. Oftmals auch anstrengend. Für meine Partnerin wohl mehr als für mich.

Von daher würde das mit der Überarbeitung überhaupt nicht hinhauen. Weil wir auch zwei ganz verschiedene Sichten auf die Gesichte haben. Das Salz in unserer Suppe. Aber ab und an kommt uns der Salzstreuer eben auch mal aus. Es ist bemerkenswert, dass es Autoren gibt, die es schaffen, gemeinsam einen Roman zu schreiben. Klar tuts irgendwo weh, weil da ein riesen Stapel Papier vor einem liegt, der erzählt werden will.

Aber wer weiß. Vielleicht finden wir irgendwann mal eine Möglichkeit, aus diesem Rollenspiel einen Roman zu formen.

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Bilder © Pixabay, Morgane A. Tusk