Odinskrieger 3
von Morgane A. Tusk · Veröffentlicht · Aktualisiert
… Und trotzdem erkannte sie ihn. Den Reiter, der ihnen sehr nahe war. So nah, dass Solveigh nun meinte, sein Gesicht erkennen zu können. Das Schlagen des Pferdekopfes glich einer schwarzen Welle. Das Heranreiten der zwei anderen, die ihre Pferde auf Deut des Ersten neben ihm zügelten, verschwamm mit der Umgebung. Nur das dunkle Schnauben aus geblähten, roten Nüstern und das nervöse Auftreten der Hufe, einen halben Steinwurf von Hrollaugrs Leiche entfernt, hallte in ihrem Kopf wieder.
Solveigh stemmte sich mit aller Gewalt gegen Agarwaens Ziehen und schaffte es so, erst einmal nicht weiter taumeln zu müssen. Sie meinte zu erkennen, wie der mittlere Reiter zu grinsen begann, während er die Hand hob und wieder auf sie zeigte. Ohne sich wirklich darüber bewusst zu sein, begann Solveigh erneut zu brüllen, was Agarwaen erschrocken herumfahren ließ. Mit einem kräftigen Zug riss er sie an sich, presste erneut seine Hand auf ihren Mund und zerrte sie, einer Geisel gleich, weiter. Er zog sie hinter einen Baum, dann weiter durch dornige Büsche, die ihre eh schon geschundene Kleidung noch mehr zerrissen und blutige Spuren auf Armen und Beinen hinterließen. An den Bäumen vorbei, während ihr Schrei nur noch gedämpft durch Agarwaens Finger drang, erkannte Solveigh, wie die Reiter abdrehten. Sie wandten ihre Pferde und ritten Richtung Siedlung zurück. Es wäre ein Leichtes gewesen, den Kindern zu folgen. Doch sie taten es nicht, aus welchem Grund auch immer.
Solveighs Hand schnellte an Agarwaens Unterarm, um seine Hand von ihrem Mund zu ziehen. Sie spürte das kalte Nass von Hrollaugrs Blut, welches den Hemdsärmel der Tunika ihres Bruders durchtränkt hatte. Und dann war es genug. Einfach genug. Solveigh ergab sich. Kraftlos sackte sie in Agarwaens Armen zusammen, während der wabernde Waldboden auf sie zuraste. Sie rechnete mit einem harten Aufprall, der jedoch ausblieb. Schlagartig legte sich Schwärze um sie und katapultierte sie weit fort.
Dorthin, wo es kein Brüllen, keine Schreie und kein Feuer gab.
… Und keine Schmerzen …